Radverkehrskonzept Stadt Eutin

2014 wurden die Büros Urbanus, Lübeck und PGV Dargel Hildebrandt GbR, Hannover von der Stadtverwaltung mit der Erstellung eines Radverkehrskonzepts für Eutin beauftragt.

Unter Mitwirkung der Bürger Eutins und der Fahrradinitiative wurde das Konzept inzwischen fertiggestellt und am 15.06.2017 der Entwurf eines Ergebnisberichts an die Stadt übergeben. 

 

Das Konzept samt Vorschlag für eine Maßnahmenliste mit Zeitplan wurden am 07.09.2017 im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt. Das Konzept soll in Zukunft als Leitfaden für die Überarbeitung der Fahrradinfrastruktur in Eutin dienen.

 

Um den Prozess auch in Zukunft weiter zu begleiten ist der Mobilitätsbeirat der Stadt Eutin aktiv und tagt regelmäßig in den Räumen der Stadtwerke Eutin in der Holstenstraße 6. Die Sitzungen sind öffentlich und alle Interessierten sind herzlich willkommen. 

 

Alle aktuellen Entwicklungen zum Radverkehr, Sitzungstermine, erreichte Ziele, Zeitungsmeldungen und geplante Baumaßnahmen findet ihr unter AKTUELL.

 

Das erstellte Konzept ist auf den Seiten der Stadt Eutin öffentlich zugänglich, dort aber nur gut versteckt zu finden.

Unten findet ihr den aktuellen Stand zum Download.

 

Gerade das Anfangskapitel mit der Analyse des Ist-Zustandes und der enormen Vorteile, die eine gelungene Radverkehrsförderung für alle hat, ist sehr fein. 
Spannend sind natürlich auch die Vorschläge, die das Radverkehrsbüro unterbreitet. 
Die Vorsitzenden des Mobilitätsbeirates haben allerdings auch ein paar Punkte zu bedenken gegeben, zu denen uns deine Meinung sehr interessieren würde.
Daher hier das wichtigste: 
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... Die Analyse der Schwächen und der Potentiale des Radverkehrs in Eutin wie auch die meisten vorgeschlagenen Maßnahmen finden unsere Zustimmung. Sehr bedeutsam ist der Punkt, dass erstmals und dann regelmäßig der tatsächliche Radverkehrsanteil in Eutin gemessen werden sollte, um einen Verlauf dokumentieren und Maßnahmen evaluieren zu können.

Besonders der Ansatz, die Radverkehrsinfrastruktur für alle ("von 8 bis 80 - und darüber hinaus") attraktiv zu gestalten und damit den Radverkehrsanteil zu erhöhen, ist uns wichtig.
Deshalb sollten wir bei der Umsetzung der geplanten Maßnahmen stets im Kopf behalten, dass sie auch tatsächlich die langsameren, schwächeren und sicherheitsbewussten (potentiellen) Radfahrer ansprechen.

Eines der Ergebnisse des letzten ADFC-Fahrradklimatests bestätigt erste Forschungsergebnisse zu folgendem Thema, die erst in allerjüngster Zeit erhoben wurden:

73% der Befragten haben angegeben, dass es ihnen wichtig oder sehr wichtig ist, beim Radfahren getrennt vom Autoverkehr unterwegs zu sein; nur 7 % ist dies unwichtig. Wohlgemerkt, am Klimatest haben zu 93% Menschen teilgenommen, die täglich oder mindestens wöchentlich Rad fahren - die Zielgruppe der potentiellen Radler dürfte noch stärker auf Trennung vom Autoverkehr setzen.
Der stärkste Grund für diesen Wunsch ist unaufmerksames oder gar aggressives Fahrverhalten von Autofahrern. Erst die Gewissheit, dass physische Barrieren Autofahrer sicher fern halten, ermöglicht für die meisten entspanntes Radfahren.

Dies lässt unserer Ansicht nach zwei Schlussfolgerungen zu:

- Bei den "harten", infrastrukturellen Maßnahmen sollte der Wunsch nach räumlicher, physischer Abgrenzung vom KFZ-Verkehr Vorrang in den Überlegungen haben, um tatsächlich eine Steigerung des Radverkehrsanteils erreichen zu können. Alle anderen Lösungen (in Richtung Fahrbahnradeln) müssen zwingend von Maßnahmen flankiert werden, die auch physisch einen erhöhten Schutz für Radfahrer spürbar machen.
Eine Wegnahme oder Aufhebung von bestehenden Hochbordradwegen, und sei es nur abschnittsweise zur Harmonisierung der Radverkehrsführung, dürfte auf Unverständnis und Widerstand stoßen (s.u.). Alternativ zum Radweg das Fahrbahnradeln zu ermöglichen, lässt dagegen den Mutigen die Option und ermöglicht damit allen das Radeln in unterschiedlichen Geschwindigkeiten.

- Enorm wichtig sind "weiche" Maßnahmen, also eine Kommunikation, die zu einer Verhaltensoptimierung des verhaltensauffälligen Teils der Autofahrer führt. Wenn ein Klimaschwenk hin zu einem allgemeinen Bedürfnis nach dem Schutz "unserer Radler" vor "den aufdringlichen Autofahrern" erzeugt wird, ist viel für das Sicherheitsgefühl gewonnen.

Hier kann die Öffentlichkeitsarbeit seitens der Stadt wesentlich beitragen. Die erfolgreichen Aufrufe zur Nutzung von Rad und Fuß beim Aufstiegsspiel von Eutin 08 und dem Seeparkfest haben beeindruckend gezeigt, dass die Bürger gute Anregungen aufnehmen.

Dies führt zu einem Punkt im Gutachten, den wir dringend anmerken möchten, bevor es demnächst vorgestellt wird:

Die Riemannstraße wird für den Radverkehr als relative Erfolgsgeschichte zitiert. Dies trifft mit Sicherheit bei Stadtvertretern wie auch weiten Teilen der Bevölkerung auf völliges Unverständnis, aus den o. g. Gründen.
Tatsächlich berichten sogar schnelle Radfahrer mit Pedelecs immer wieder, dass sie hier auf der Fahrbahn bedrängt werden und sich überhaupt nicht wohl fühlen. Bisher ist hier auch kein Gewöhnungseffekt eingetreten, der Gehweg ist bei weitem die bevorzugte Strecke der meisten Radfahrer, in beide Richtungen.
Bevor hier nicht einige der zahlreichen Verbesserungsvorschläge aus der Bevölkerung und dem Gutachten erfolgreich umgesetzt sind, setzt die bisherige Einschätzung das Gutachten somit in einen scharfen Widerspruch zur Absicht, die Bevölkerung zum Radfahren zu animieren.
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2017-06-15 Radverkehrskonzept Eutin Entwurf
2017-06-15 Radverkehrskonzept Eutin Entw
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